Die letzten Tage war ich viel unterwegs, daher der Reihe nach.
Am gestrigen Mittwoch habe ich mal wieder meine Sachen zusammengerafft und bin aufgebrochen. Wie angekündigt habe ich mir im Setesdal noch einen großen Wasserfall angeschaut. Dieses Mal wurde ich auch keineswegs enttäuscht.

Auf dem Weg zum Wasserfall

Der besagte Wasserfall (oder was ich davon mit der Kamera einfangen konnte)
Im Anschluss ging es weiter zum nächsten Campingplatz, den ich vorher schon ins Auge gefasst hatte. Und dabei kam dieses Freiheitsgefühl, dass ich gerade am stärksten spüre, wenn ich den Standort wechsle, wieder hoch. Es ist schon was ganz Besonderes, einfach für sich entscheiden zu können, wo man jetzt hin fährt. Und das Besondere hier in Norwegen ist: Man kommt gefühlt ewig nicht an. Dann hinter einer noch so unscheinbaren Kurve kann wieder ein wunderschöner See oder ein anderes Naturschauspiel lauern. So wird jeder Standortwechsel jedes mal zur reinen Sightseeing Tour.
Auch gestern bin ich wieder einige Male abgebogen bzw. habe angehalten, oft einfach nur um ein paar tolle Fotos zu schießen. An einem Parkplatz hatte ich direkt einen Freund gefunden, der mich daraufhin verfolgt hat.

Er wollte mir nicht mehr von der Seite weichen, siehe nächstes Bild.

Ist eigentlich gar nicht so schlecht das Bild. Den besten Shot habe ich dann doch mit der Kamera etwas erhoben getroffen.

So sehen die Fahrtwege hier öfter mal aus.

Kurz darauf habe ich abermals angehalten und einen Sparziergang zu diesem riesigen Bergsee gemacht.
Irgendwann bin ich dann doch mal am Campingplatz angekommen. Direkt nach mir kamen ein weiterer Camper aus Schwerin und ein Pärchen aus dem Oberallgäu an. Die haben sich dann aber erstmal in ihre Camper verzogen, als es angefangen hat zu regnen. Ich saß trotzdem munter draußen und habe mein Abendessen gekocht, war ja erst das dritte Mal in Folge, dass es dabei geregnet hat.
Doch für heute stand ein größeres Ziel an: Der Kjerag. Ein hoher Felsen mit einer fantastischen Aussicht und einem besonderen Naturphänomen, aber seht selbst:

Leider war es etwas neblig oben. Aber ich denke man kann erahnen, wie weit man hier sehen konnte.

Da gehts ganz schön weit runter.

Die Hauptattraktion, weswegen die meisten hier her kommen. Die meisten stellen sich auf diesen Stein und recken die Arme in die Luft.
Ich habe auf dieses Foto von mir selber verzichtet, gibt es ja sicher mittlerweile zu Tausenden auf Instagram. Aber auch so habe ich heute deutlich weniger Bilder gemacht als sonst. Dieser Tag war nämlich der bisher anstrengendste. Knapp 700 Höhenmeter waren zu bewältigen, rauf und runter. Und das auf teilweise aalglatten Felswänden, die stellenweise auch noch nass waren. Ohne die befestigten Handläufe aus Stahlketten würden hier nur die wenigsten hoch kommen. Der Abstieg vom Felsen war dann auch entsprechend anstrengend. Aber ich hatte Glück. Irgendwie wusste mein Körper was noch kommen mag und hat mir daher vorher, wo es nicht so gefährlich und steil war, eine Müdigkeitsphase bescheert. Zwar habe ich dann nochmal etwas zu mir genommen, dennoch hatte ich ganz schön Sorge was den Abstieg anging. Doch dann war auf einmal der Fokus da. Ich habe nichts mehr gedacht, hab nur noch funktioniert und jeder Schritt hatte vorher schon einen Bestimmungsort, wo er hin sollte. Mit diesem Fokus und Selbstbewusstsein war der Abstieg dann fast schon ein Kinderspiel. Echt interessant was man schaffen kann, wenn man sich nicht verrückt macht und einfach konzentriert.
Einen kleinen Fail gab es heute aber trotzdem, vor der eigentlichen Wanderung. Ich fahre ja hier mit einem 15 Jahre alten Garmin-Navi umher, dessen Karten ich aber jüngst aktualisiert habe. Jetzt ist es so dass man in Norwegen nicht die einzelnen Ortschaften, sondern nur die Kommunen findet bzw. ins Navi eingeben kann (in meines zumindest). Und die Straße, in welcher der Parkplatz liegt, zu dem ich heute musste, gibt es zwei Mal: Oben im Gebirge, beim Parkplatz, und unten im Tal. Mein Navi hat mich dann ins Tal geleitet. Da kam ich sogar an dem Parkplatz vorbei, dachte mir aber das wäre ein Parkplatz, wo man direkt da wäre. Ich wollte ja hinwandern. Also bin ich unbeirrt ins Tal gefahren, durch enge Serpentinen und Tunneln, wo man dem Gegenverkehr schon ausweichen muss, damits nicht kracht. Unten angekommen ist mir der Fehler dann aufgefallen. Tja, also ab wieder nach oben. Die halbe Stunde war dann eben weg. In Zukunft muss ich da genauer drauf schauen, wo mein Navi eigentlich hin will.
Oben auf dem Kjerag ich übrigens die beiden Oberallgäuer nochmal getroffen. Diese hatten auch schon auf dem Campingplatz gesagt, dass sie den selben Plan hatten, wollten aber deutlich früher los. Dafür konnten sie mir dann oben noch einen Geheimtripp geben. So konnte ich meine Mittagspause auf einem kleinen Nebenweg verbringen, wo man auch schon eine tolle Aussicht hatte, aber kein anderer Mensch war. Danke dafür!
Morgen ist dann erstmal wieder ein Standortwechsel angesagt. Und sonst nichts, ich muss mich nach diesem Tag heute erst einmal einen Tag lang erholen. Danach geht es wahrscheinlich zu einer weiteren, bekannten Attraktion. Und dann mal schauen, wo ich dann möchte…
PS: Für die weiteren Oberallgäuer untern den Lesern: Ja, ich habe gefragt, und nein, sie kennen euch nicht ;-).