Wechselnde Bedingungen

Eines vorab: Es geht mir gut. Ich bin körperlich unversehrt und in Sicherheit. Ihr habt vielleicht schon manches in den Medien mitbekommen bzw. werdet es noch hören. Macht euch aber um mich keine Sorgen.

Die letzten zwei Tage waren dann doch stark anders wie die vorherigen und verliefen auch nicht ganz nach Plan. Aber (oder auch deshalb) der Reihe nach. Das wird jetzt ganz schön viel Text, macht euch also vorher eine Tasse Tee oder so.

Ich meldete mich ja zuletzt nach meiner Wanderung auf den Preikostolen, das war am vergangenen Samstag. Den restlichen Tag habe ich dann sehr entspannt verbracht, indem ich ein wenig über die weitere Route recherchiert, aber auch viel gelesen habe. Abends hat der Besitzer vom Campingplatz zu einem Lagerfeuer mit gratis Bratwürsten und Wein eingeladen. Richtig coole Aktion! Ich habe mich dann recht spät, als die Familien mit Kindern weg waren, dazu gesellt. Dort hatte ich dann eine echt nette Unterhaltung mit dem Besitzer, seiner Freundin und einem osloer Ehepaar, die urspünglich aus Italien stammen. Bei letzterem war bzw. ist sie ein Metalhead und Rammstein-Fan, daher hatten wir einige gute Gesprächsthemen. War dann echt ein sehr schöner Abend.

Am Sonntag ging es dann weiter Richtung Norden. Ich hatte mir einen Zeltplatz am Rande eines Nationalparks herausgesucht. Dort war eine Wanderung mit vier Wasserfällen vorgesehen. Auf der Fahrt dort hin bin ich wieder Mal schier nicht weiter gekommen, bei diesen unfassbaren Ausblicken teilweise…

Ja, das Foto habe ich selber geschossen!

In der letzten halben Stunde vor der Ankunft auf dem Campinplatz überkam mich ein schlechtes Gefühl. Ich konnte es nicht so ganz fest machen, was genau mich beschäftigt hat. Missfallen hat mir in jedem Fall, dass die Gegend in der ich unterwegs war, sehr touristisch ist. Ich stand zwischenzeitlich auch in einem kurzen Stau, weil es an einer Straße einen Wasserfall gab und am dortigen Parkplatz die Touristen mit ihren Autos und die Touristenbusse kreuz und quer geparkt haben und ein Durchkommen zeitweise unmöglich war. Aber auch so waren mir einfach zu viele fremde Kennzeichen unterwegs. Klar, das ist ja zu der Zeit eigentlich normal. In den Gegenden, in denen ich vorher unterwegs war, war dies aber nicht so extrem.

Am Campingplatz bot sich mir dann das selbe Bild. Noch dazu war er sehr voll, ich habe einen der letzten zwei oder drei Plätze für ein Zelt bekommen. Weil der Platz, oder auch meine ganze Situation, dann irgendwie suspekt war, habe ich dann erstmal nur für eine Nacht reserviert. Ich wollte einfach die Flexibilität haben, mir auch nach der Wanderung am kommenden Tag noch einen neuen Platz suchen zu können. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Die Aussicht auf dem Platz war aber doch wieder recht nett

Auf dem Platz fielen mir zwei junge, deutsche Frauen auf, die an einer Seite ihres Zeltes eine dünne Plastikfolie befestigten. Dass ich sie beobachtete fiel ihnen natürlich auch auf. Ich bot ihnen dann mein Panzertape zur Benutzung an, was sie dankend annahmen. Zusätzlich hatte ich in Kristiansand ja zwei Kartons bekommen, wovon ich bisher nur den einen verwendete. Also gab ich Ihnen auch noch den übrigen Karton. Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie der schon zersägt und eingesetzt wurde. So kamen wir dann natürlich ins Gespräch. Die beiden hatten vor kurzem ebenfalls am Preikostolen oben gezeltet, wo es nachts wohl richtig stark geregnet hat. Ihr ausgliehenes Zelt hält wohl nicht ganz dicht, daher war nach dieser Nacht alles darin nass. Sie wollten ihr Zelt nun etwas dichter machen, vor Allem da ja die kommenden zwei Tage starker, durchgehender Regen angekündigt war.

Da wurde ich hellhörig, insbesondere da ich aktuell die Wettervorhersagen gar nicht groß zu Rate ziehe. Also recherchierte ich nun doch ein wenig und Tatsache: Es war für zwei Tage durchgehender Regen angekündigt, beginnend Montag morgen. Es bestand auch eine Wetterwarnung der mittleren Kategorie. Jetzt wurde mir auch klar, warum auch andere auf dem Zeltplatz zusätzliche Planen über ihre Zelte gespannt hatten oder teilweise schon ihre Sachen in die Autos verluden. Auch ich began nun, mir Gedanken zu machen, was ich jetzt sinnvollerweise tun sollte. Ich habe ja keinen Camper sondern bin mit einem mittelgroßen Wagen und Zelt unterwegs. Und selbst jenes Zelt ist recht zweckmäßig und besitzt kein großes Vorzelt, in dass man sich zur Not setzen kann. Campe ich also weiter, sitze ich die meiste Zeit entweder im Zelt oder im Regen. Vielleicht erklärt diese ganze Situation mein schlechtes Gefühl von vorher. Vielleicht hatte ich aber auch keine Lust mehr auf Camping, was jetzt aber erst recht legitim war.

Nach vielen Überlegungen und einer Nacht darüber schlafen habe ich heute morgen um 7 Uhr meine Sachen zusammen gepackt, mich ins Auto gesetzt, eine grobe Planung für die kommenden Tage gemacht und eine Ferienwohnung gebucht. Es hat morgens natürlich auch schon geregnet. Mir bei Dauerregen mehrere Wasserfälle anzuschauen, da konnte ich mir heute auch besseres vorstellen. Daher bin ich nicht direkt zu meiner 150 Kilometer entfernten Ferienwohnung gefahren, sondern habe einen Umweg über den Aurlandsfjellet gemacht, eine enge Straße über ein Hochgebirge, welche von einem Fjord zu einem anderen führt. Bei dem Regen und Nebel (und wegen den dennoch zu Hauf quer parkenden und laufenden Touristen) habe ich die dortigen Aussichtspunkte links liegen lassen und mich auf die Stecke selbst konzentriert. Hier hatte ich mal wieder großen Fahrspaß! Auch sonst gab es wieder einige hübsche Orte an der Strecke, so dass sich der Umweg insgesamt echt gelohnt hat. Dabei bin ich auch an einigen Campingplätzen vorbei kommen. Auffallend war, dass man dort nun fast gar keine Zelte mehr hat stehen sehen. Haben sich dann doch wohl einige ähnlich entschieden wie ich.

Der Regen war dann wie angekündigt wirklich durchgehend und teilweise sehr stark. Und es kommt wohl noch dicker. Als ich im Supermarkt einkaufen war, bimmelte es plötzlich überall sehr laut. Ich habe gar nicht verstanden worum es ging. Einige Mitarbeitenden des Marktes schauten auf ihre Handys, dann hörte es auch schon wieder auf. Kurz darauf habe ich auch auf mein Handy geschaut und sah folgendes:

Das war, laut Aussage vom Rezeptionisten meiner Ferienwohnung, die erste Warnung, die Norwegen jemals über diesen Kanal herausgegeben hat. Morgen soll es nämlich noch deutlich schlimmer werden, es sollen bis zu 80mm fallen. Es sind wohl die heftigsten Regenfälle seit 25 Jahren hier.

Ich bin also heile und gut versorgt in meiner Ferienwohnung in einem Skigebiet mit Bergsicht angekommen. Ich habe ein äußerst geräumiges Appartement mit einer Küche und werde wohl mindestens den morgigen Tag sehr entspannt verbringen. Ich habe die Ferienwohnung bis Freitag gemietet mit dem Ziel, gegen Mitte oder Ende der Woche noch ein, zwei Aktivitäten hier zu unternehmen. Mal sehen, was daraus wird. Ansonsten bin ich über etwas Entspannung auch mal froh und habe ja nicht umsonst meinen Gaming-Laptop und meinen E-Book-Reader dabei :-).

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