72 Minuten

Am 22. Juli 2011 setzte ein rechtsradikaler Terrorist mit der Fähre auf die norwegische Insel Utøya über und tötete dort 69 Menschen, die meisten von ihnen Jugendliche und junge Erwachsene. Kurz zuvor hatte in der Osloer Innenstadt eine Bombe zur Explosion gebracht, bei der weitere 8 Menschen ihr Leben verloren.

Ich war zu dem Zeitpunkt selber gerade 17 Jahre alt. Ich weiß noch, wo, wie und von wem ich von dem Bombenanschlag in Oslo erfuhr. Zu der Zeit, als auf Utøya viele Gleichaltrige sterben mussten, war ich selber mit einigen Freunden unterwegs und hatte einen schönen Abend. Der Schock kam dann erst am nächsten Morgen. Natürlich hörte man schon damals immer wieder von Anschlägen. Doch da es sich bei den Opfern von diesem um so viele Menschen in meinem Alter handelte, machte mich der Anschlag schon damals sehr betroffen. Ich weiß noch wie es lange Zeit für mich gar nicht real war, dass der Täter vorher eine Bombe in Oslo gezündet hatte. So übermannt war ich damals von dem Attentat auf Utøya.

Da mich meine Reise sowieso durch Oslo bzw. in dessen Nähe führen sollte, hatte ich mich bereits im Vorfeld wieder etwas mit diesem Attentat beschäftigt (Filme, Buch etc). Heute habe ich dann (endlich) die Gedenkstelle besucht, die am dem Kai liegt, an dem die Fähre nach Utøya normalerweise ablegt. Leider hatte ich hierbei etwas Pech.

Durch die Regenfälle der letzten Woche stand das Denkmal selber unter Wasser. So konnte ich leider nicht die Inschriften lesen.

Stattdessen habe lange auf die Insel, auf der das alles passiert ist, gestarrt. An dem Kai habe ich insgesamt 72 Minuten verbracht. So lange dauerte auch das Massaker auf Utøya. Ich wollte einfach selber merken, wie lange sich diese Zeit anfühlen kann. Aber wie sollte ich, ich stand gemütlich am Kai und befand mich nicht in Lebensgefahr.

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